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Wormser Jazzpreis 2009 für Gary Fuhrmann

Der in Worms lebende Saxophonist Gary Fuhrmann wird in diesem Jahr den mit 5000 Euro dotierten Wormser Jazzpreis entgegennehmen. „Der Preisträger überzeugt mit den Aufnahmen seiner Debüt-CD „G-Zone“ als herausragender Instrumentalist auf hohem technischen Niveau: einmal durch sein kraftvolles, temperamentvolles und konsequentes Tenorsaxophonspiel, andererseits durch sein lyrisches und sensibles Spiel auf dem Sopransaxophon“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Obwohl G-Zone stilistisch an den Hardbop  angelehnt ist, lässt Gary Fuhrmann auch seine Freude am Experimentellen sowie seine Beeinflussung durch John Coltrane erkennen.“ Diese Vielseitigkeit spiegele sich auch in seinen Kompositionen und Arrangements wider. Florian Gerster wird den von ihm gestifteten Preis beim Preisträgerkonzert am Freitag, 23. Oktober, 20 Uhr, im Wormser Lincoln Theater überreichen.

Fuhrmanns CD „G-Zone“ wurde vom Fachmagazin „Jazzthing“ als besonders förderungswürdig in die Reihe „Next Generations“ aufgenommen. Die zweite wurde Anfang dieses Jahres von dem Berliner Gitarristen Frank Möbus coproduziert. Gary Fuhrmann bereitet daneben derzeit eine Solo-Einspielung „Fuhrmann-elektrisch“ sowie Konzerte mit DJ Philipp Barth und dem Schlagzeuger Marco Bruckdorfer vor, die sich im experimentellen Grenzbereich des zeitgenössischen Jazz bewegen. Fuhrmann nutzt dabei die Klangmöglichkeiten von elektronischen Effektgeräten, von Delays, Loops und Samples, die er in Mehrspuraufnahmen mit akustischem Spiel der Saxophone kombiniert. Parallel dazu laufen neue Bebop-orientierte Einspielungen mit seinem Quintett (mit dem Trompeter Martin Auer, Rainer Böhm am Klavier, Matthias Nowak am Bass und Rene Marx am Schlagzeug)  und dem in der Besetzung offenen Ensemble „Psychiatrio“, mit dem der Preisträger beim Festival „Worms Jazz & Joy 2008“ begeisterte.

Eines der Charakteristika in den Kompositionen Gary Fuhrmanns sind neben dem Bebop die Einflüsse klassisch-romantischer sowie Alter Musik, der E-Avantgarde und der „Elektroniker“. Die klassischen Einflüsse lassen sich jedoch nicht als tonale Kopien, sondern eher als Stimmungen wahrnehmen. Das Konzept  „Psychiatrio“ basiert auf Freiheit und spontanen Interaktionen. Das Einzige, was der Zuhörer erwarten darf, ist das Unerwartete.

Gary Fuhrmann erhielt seit seinem neunten Lebensjahr als Stipendiat klassischen Gitarren- und Klarinettenunterricht. Seit dem 15. Lebensjahr interessiert er sich für den Jazz und spielte schließlich ein Jahr lang in der Phoenix-Foundation“, dem rheinland-pfälzischen Jugendjazzorchester, Baritonsaxophon. Von 1999 bis 2003 studierte Fuhrmann bei Jürgen Seefelder und Johannes Enders an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim. 2005 siedelt der junge Musiker für 18 Monate – seine Mutter ist Französin – nach Paris über. 2007 kehrt er nach Deutschland zurück, lässt sich bei zwei Besuchen in New York von der dortigen Szene inspirieren und findet sich schließlich in Worms in einem guten Netzwerk mit Musikern aus den Rhein-Neckar und Rhein-Main-Region wieder. Derzeit lehrt Fuhrmann Saxophon, Musiktheorie und Jazzensemble an der städtischen Jugendmusikschule in Worms.

Der Wormser Jazzpreis wird 2009 zum vierten Mal verliehen. Die vorhergehenden Preisträger waren die Pianistin Anke Helfrich, der Saxophonist Steffen Weber und der Posaunist Christof Thewes. Die Kandidaten werden von den Mitgliedern einer Jury vorgeschlagen. Ihr gehören der Stifter Florian Gerster, für die organisierende Jazzinitiative BlueNite deren Vorsitzender Volker Wengert, der Kulturbeauftragte der Stadt Worms, Volker Galle, der Journalist und Fotograf Klaus Mümpfer sowie die vorhergehenden Preisträger Steffen Weber und Christof Thewes an.

Text: Klaus Mümpfer

Weitere Informationen über Gary Fuhrmann: www.garyfuhrmann.com