Wormser Jazzpreis 2025 für die Sängerin und Komponistin Caro Trischler
Caro Trischler:
„Ich mache, was mir selber gefällt. Die Musik, hinter der ich stehe, ist handwerklich geerdet. Dazu habe ich auch das passende Gefühl.“
So formuliert die 30-jährige Songwriterin und Sängerin Caro Trischler im Interview mit dem Musikjournalisten Volker Rebell ihr künstlerisches Credo. Keine Frage, die in Bretten bei Karlsruhe geborene Musikerin hat einen Entwicklungsprozess durchgemacht, der sehr viel mit Kompetenz, Selbstbestimmung, Selbstfindung und letztendlich auch Reife zu tun hat. Caro Trischler ist die Preisträgerin des Wormser Jazzpreises 2025. Dieser ist mit 5000 Euro dotiert. Eine Summe, die einzig aus Spenden von Wormser Bürgern und Bürgerinnen und Vereinigungen aufgebracht wird. Insofern ist dieser ein reiner Bürgerpreis. Die Jazzinitiative BlueNite e.V. initiiert den Jazzpreis seit 2003. Er unterstützt, fördert und prämiert die Arbeit junger deutscher Jazzmusiker mit professionellen Ambitionen aus Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Bundesländern und zeichnet besondere musikalische Leistungen aus. Die Jury besteht aus Journalisten, Musikern und Musikpädagogen, komplettiert durch Volker Wengert, Gründer und Initiator der BlueNite e.V.
Caro Trischler stammt aus einem, wie sie selbst sagt, „relativ unmusikalischen“ Elternhaus. Zwar stand ein Klavier im Haus, dieses wurde aber selten von der Mutter genutzt. Die damals erst dreijährige Caro eroberte das Instrument auf autodidaktischem Wege und brachte es zum Klingen. Es folgten Querflöte und Akkordeon und der Klavierunterricht, beginnend mit neun Jahren. Erste Banderfahrungen, frühes Songwriting sowie eine auffallend gute Stimme führten die junge Frau „aus einer Laune heraus“ zu der auf Pro 7 ausgestrahlten Sendung „The Voice of Germany“. Dort kam sie bis ins Halbfinale, was ihr eine telegene Berühmtheit gab.
„Man muss verstehen,“ resümiert sie, „ich war damals 17 Jahre alt, ein Teenager. Meine Eltern überredeten mich, da mal mitzumachen, weil ich mich in einer Phase befand, in der ich mir gar nicht so sicher war, ob ich die Musik intensiv weiterverfolgen will.“ Es folgte eine Tournee im Rahmen des Konzeptes, bei der sie ganz allein in großen Hallen und Arenen auf der Bühne stand und trotz der jungen Jahre spürte, dass sich das „alles irgendwie nicht richtig anfühlte.“ Als „Detox-Tour“ bezeichnet sie den langen Weg aus Pop und Kommerz, der zur eigenen „Voice“-Identität führte, untermauert und manifestiert durch ein Studium an der Hochschule Mainz in Jazz und Jazzgesang. Dennoch bezeichnet sie sich als „Spätzünderin“ in Sachen Jazz und anderen Spielarten. „Ich war ein Radiokind und eben nicht der Mensch, der schon Oscar Peterson beim Lego Spielen gehört hat“, gestand sie dem Radiomoderator Horst Senker von BRF 2. Doch gerade diese Unvoreingenommen- und Offenheit, dieses frei sein von jeglichem elitärem Schubladendenken, genau das führte dann zum eigenen Weg und zu neuen Ufern. Als sie zum ersten Mal den Song „Luiza“ des brasilianischen Musikers Antonio Carlos Jobim hörte, war sie nicht nur „schockverliebt“, vielmehr öffnete das Lied ihr die Welt des Bossa Nova, der Musik Brasiliens mit ihrer melodisch klangvollen portugiesischen Sprache. Caro ließ sich coachen, arbeitete an dieser Sprache und es ist auch Teil ihrer Konsequenz, dass es auf ihrem im Mai 2020 erschienen Debutalbum „North e Sul“ neben Jazz und Country vor allem das südamerikanische Moment ist, das, unter anderem, die Zusammenstellung einiger ihrer Lieblingssongs, von Glen Campbell über Harry Nilsson und - natürlich – Antonio Carlos Jobim, beherrscht.
„Die Verschmelzung von Soul, Jazz, Folk und den Elementen südamerikanischer Musik erschafft einen für sie charakteristischen eigenen Stil“, ist eine der Begründungen der Jury, dass Caro Trischler in 2025 den Wormser Jazzpreis verliehen bekommt.
„Auch wenn mein Name auf dem Cover steht, ist es immer eine Gemeinschaftsarbeit“, betont die Musikerin, die auch beim Bundesjazzorchester war und neben vielen anderen Projekten auch beim „Ali Neander Organ Quartet“ als Gastsängerin mitmachte. Mit ihrem Partner, dem vorwiegend auf dem Fender Rhodes spielenden Keyboarder Ulf Kleiner, verbindet sie eine symbiotische Zusammenarbeit. Am 2. Mai dieses Jahres ist ihr zweites Studioalbum „When you know, you know“ erschienen. Fast ausnahmslos Eigenkompositionen sind auf der fein austarierten Platte zu finden: Balladen und intelligente Up-Tempo Nummern, die den Geist des Folk-Jazz beschwören und in Nuancen an Joni Mitchell erinnern. Sie covert Steely Dan, lässt sich auch von Streichern des Staatsorchesters Mainz umgarnen und schafft es, in dieser musikalisch anmutigen, groovend schwebenden Stimmung ganz bei sich zu sein. Das Gefühl des Wissens um das „angekommen sein“ möchte Caro Trischler an die Hörer vermitteln. Es ist ihr gelungen. Live beweist sie das Ganze im Trio zusammen mit Ulf Kleiner und dem Schlagzeuger Max Jentzen, legt ihre ganze Bandbreite offen und will einen „intensiven Kontakt mit dem Publikum herstellen.“
Am 25.Oktober um 20 Uhr spielt Caro Trischler im Rahmen der Preisverleihung im oberen Foyer des „Wormser“. Wie immer findet dieser Wormser Jazzpreis, der 2025 zum zwölften Mal vergeben wird, neben dem Preisgeld seinen Ausdruck auch in Gestalt eines kleinen Kunstwerkes. Der Wormser Künstler Walter Schembs hat die Figur eines Sousaphon Spielers gestaltet. Damit wird nicht nur der mannigfaltigen Spielart der Musik Tribut gezollt, sondern auch darüber hinaus an den in Worms aufgewachsenen brillanten Bassisten und Tuba Spieler Uli Krug gedacht, der im Mai dieses Jahres im Alter von 73 Jahren gestorben ist.
Als Anerkennung für das die Zeiten überdauernde kreative Moment in der Musik sowie an Krug zu gedenken und gleichsam Caro Trischler als innovative Vertreterin des Jazz zu würdigen, wird sie diese Figur überreicht bekommen. Es ist Tradition, dass die Preisträger des Wormser Jazzpreises beim Wormser Jazz and Joy Festival auftreten. Caro Trischler ist für 2026 bereits eingeladen.
Gernot Lahr-Mische
Copyright Foto: Ulf Kleiner