Wormser Jazzpreis 2011 für Stephanie Wagner
Die Flötistin Stephanie Wagner wird in diesem Jahr mit dem Wormser Jazzpreis ausgezeichnet. Die Musikerin, Komponistin und Leiterin mehrerer eigener Gruppen mit unterschiedlicher Ausrichtung erhält den mit 5 000 Euro dotierten und von dem Wormser Jazzfreund Florian Gerster gestifteten Preis für ihre wandelbare sowie kreative Arbeit in der gegenwärtigen jungen deutschen Jazzszene. Die Preisträgerin überzeugte die Jury als „herausragende Instrumentalistin auf hohem technischem Niveau sowie durch ihre innovative Arbeit in den unterschiedlichen Formationen, in die sie ihre Persönlichkeit unüberhörbar einbringt", begründet die Jury ihre Entscheidung.
Spät ist die Flöte im Jazz heimisch geworden. Erst die Elektronik bereitete dem Instrument mit der dynamisch stark eingeschränkten Ausdrucksmöglichkeit den Weg in einer Musik, in der Saxofon, Posaune, Trompete und Schlagzeug die Grundlautstärke bestimmen. Stephanie Wagner nutzt deshalb neben den elektronischen Verfremdungen vor allem natürliche Erweiterungen des Instruments, um den Wohlklang aufzubrechen und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Die Künstlerin spielt mit eruptiver Überblastechnik, Flatter- und Tripelzunge, bezieht Klappen- und Atemgeräusche mit ein und führt das Instrument mit gleichzeitigem Gesang in der Mehrstimmigkeit. Doch sie kann auch mit sanften Melodielinien und lyrischer Tonbildung überzeugen.
Mit ihrem Quintett „Quinsch" zählte Stephanie Wagner 2010 zu den Preisträgern im Wettbewerb der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz und überzeugte beim Abschlusskonzert in Mainz mit Modern Jazz im Mainstream der Musik, aber auch mit klangforschenden Ausflügen. In „Quinsch" stehen ihr der Saxophonist Steffen Weber, der Pianist Steffen Stütz, Bassist Udo Brenner und Schlagzeuger Jens Biehl zur Seite.
Eine bekannte Formation ist das Trio „Jeep" mit dem Bassisten Ralf Cetto und dem Gitarristen Thomas Langer. In dieser reizvollen und ungewöhnlichen Besetzung pflegt Stephanie Wagner nahezu kammermusikalischen Jazz mit einem warmen und schwebenden Sound sowie treibenden Rhythmen. Latin-Leichtigkeit verbindet sich mit funky Grooves. In der Duo-Formation „jazzgems" lotet Stephanie Wagner gemeinsam mit der Pianistin und Sängerin Karmen Mikovic die Sounds zwischen Impressionismus und Funk-Jazz aus, die die unterschiedlichen Vorlieben der beiden Künstlerinnen ermöglichen. Das frisch formierte „Acoustic Trio FluViBa" mit dem Vibraphonisten Christoph Aupperle und dem Bassisten Norbert Dömling verbindet in seinem originellen Programm Traditionelles von Tristano und Rollins mit eigenen Kompositionen und temporeichem Latin-Jazz. Letztlich widmet sich die Flötistin im Crossover-Bereich von Klassik und Jazz im Duo „Holz und Silber" mit der Gitarristin Angela Öztanil Kompositionen von Johann Sebastian Bach über Bela Bartok bis Astor Piazolla.
Stepanie Wagner studierte klassische und Jazz-Querflöte an der Musikhochschule Mainz. Ein Stipendium führte die zum Studium ans Berklee College of Music in Boston (USA). Den Jazz hatte sie erst nach dem klassischen Flötenstudium entdeckt. „Deshalb spiele ich heute dieses Instrument im Jazz", sagt sie.
Ende 2009 war Wagner als erste Frau auf Tour ("IZ ON"-Tour) mit den "Söhnen Mannheims" und Xavier Naidoo. Stephanie Wagner ist Musikerin, Pädagogin, Workshop-Dozentin und Tontechnikerin.
Bisher veröffentlichte die Preisträgerin unter anderem mit „jazzgems die CD „By Chance"sowie mit „jeeep" die CD „The first cut is the jeeepest".
Klaus Mümpfer
Das Preisträgerkonzert und die Verleihung des Preises findet am 4. November ab 20 Uhr im Wormser Lincoln Theater statt.